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Finanzmärkte - Funktionen

Fristentransformation

 

Kapitalgeber und Kapitalnehmer haben häufig unterschiedliche zeitliche Vorstellungen. Während durch Investitionen Bedarf nach langfristigen Krediten entsteht, wollen die Sparer ihr Geld nur kürzere Zeit bei einer Bank anlegen. Finanzintermediäre können die zeitlichen Vorstellungen (Fristen) der Anleger derart umwandeln, dass sie den zeitlichen Vorstellungen der Kapitalnehmer entsprechen.

Möchte zum Beispiel ein Kreditnehmer 2014 einen Kredit von 22.000 Euro bis 2023 aufnehmen, ist dies mit den in der Tabelle gezeigten Sparbeträgen möglich, obwohl keiner der Sparer sein Geld von 2014 bis 2023 anlegen möchte.

Und so ist es möglich: Von 2014 bis 2017 sind die Sparbeträge der Anleger A und B die Grundlage für die Kreditvergabe, im Jahr 2018 die Sparbeträge der Anleger A und C. Von 2019 bis 2023 werden die Einlagen der Sparer C und D verwendet.

Die Fristen des Kredits und der Sparbeträge stimmen im Beispiel ebenso wenig überein wie die Sparbeträge der einzelnen Anleger und die Kreditsumme. Hier sind also nicht nur die Fristen, sondern auch die Losgrößen transformiert worden. 

 

Und was passiert, wenn ein Sparer sein Geld vorzeitig zurückhaben möchte?

Banken haben den Vorteil, die Gelder sehr vieler Sparer einzusammeln. Unregelmäßige Zu- und Abgänge gleichen sich daher nach dem Gesetz der großen Zahl aus. Dadurch können sie die Fristen- und Losgrößentransformation besser planen und abwickeln. Gefährlich ist eine Situation, in der alle Sparer ihr Geld gleichzeitig verlangen, weil sie zum Beispiel aufgrund von Gerüchten Angst bekommen, ihr Geld sei bei der Bank nicht mehr sicher aufgehoben. Dann können Banken schnell zahlungsunfähig werden und zusammenbrechen. Daher ist das Vertrauen in die Banken entscheidende Voraussetzung für ein funktionierendes Bankensystem!